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ITALIENISCH FÜR ANFÄNGER ist der fünfte Film, der nach den von Lars von Trier im Jahr 1995 aufgestellten "Dogma"-Regeln gedreht wurde. Die 42-jährige Regisseurin Lone Scherfig richtet darin ihren genauen, sensiblen und manchmal brutal scharfen Blick auf einen kleinen, fast öde durchschnittlichen Mikrokosmos in einem Vorort von Kopenhagen. Die Hauptfiguren sind durchwegs hoffnungslose Singles, die sich nach Liebe sehnen und nur schwer einen Zugang zu ihren Gefühlen und zu anderen Menschen finden. Da ist etwa der junge Pastor Andreas, der neu in der Gemeinde ist und von seinem Vorgänger, von dem es heißt, er habe im Streit den Organisten von der Empore gestoßen, schlecht behandelt wird. Der zurückhaltende Hotelportier Jörgen wiederum hat Potenzprobleme und noch dazu den Auftrag, seinen besten Freund, den jähzornigen Kellner Hal-Finn, zu kündigen. Die Friseuse Karen muss sich mit den Problemen ihrer alkoholkranken Mutter herumschlagen, während die fahrige Bäckereiverkäuferin Olympia von ihrem kranken und despotischen Vater tyrannisiert wird. Zu guter letzt ist da noch die Italienierin Giulia, die sich in Jörgen verliebt hat. Es ist nicht leicht, Licht in diesen inneren Winter zu bringen. Aber auf die Frage "Sind Sie verheiratet?" antworten die zurückhaltenden Singles gerne: "Nein, aber ich lerne Italienisch!" Ein Italienischkurs, zu dem sich nach und nach alle jüngeren Beteiligten dieser Geschichte einfinden, wird in der Folge zum Ort der Hoffnung. Am Anfang mag der Kurs nur Beschäftigungstherapie sein. Doch die Anfänger machen in 108 Filmminuten erstaunliche Fortschritte - nicht nur was die Sprache angeht. Und aus den gemeinsamen, kaum artikulierten Sehnsüchten ergeben sich dann behutsame Liebesgeschichten. Am Ende brechen alle nach Venedig auf - und im warmen Licht des Südens verwandelt sich eine Sprach- in eine Liebesreise.

Mit ITALIENISCH FÜR ANFÄNGER ist Lone Scherfig die erste Dogma-Komödie gelungen. Seit Ingmar Bergmans LÄCHELN EINER SOMERNACHT hat man die Nähe von Leben und Tod, von Komik und Verzweiflung, von düsterem Ernst und ironischer Leichtigkeit nur selten so im Kino gesehen. Lone Scherfig gelingt es, der Tristesse ihrer Geschichte mit einem subtilen Humor entgegen zu wirken. Ganz nebenbei führt der Film hierbei auch die Dogma-Regeln in eine neue Richtung: So brilliert der Film weniger durch eine unkonventionelle (Hand)Kameraführung als durch dramatische Überspitzung sowie das improvisierende und natürliche Spiel der Schauspieler. Man merkt dem Film geradezu an, wie viel Spaß die Dreharbeiten den Beteiligten gemacht haben. ITALIENISCH FÜR ANFÄNGER, bei den Berliner Filmfestspielen 2001 mit fünf Preisen ausgezeichnet, ist - obwohl oder gerade weil die Regisseurin sich nicht allzu streng an die filmischen Keuschheitsregeln hält - der bislang aktionreichste, berührendste und vergnüglichste Dogma-Film.

www.filmladen.at

 

Der Film lief zuletzt am: Dienstag, 22. 7. 2003
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